Considering Matthew Shephard

11./12. November 2023, Johanneskirche Luzern

Craig Hella Johnson (*USA 1962)
«Considering Matthew Shepard»

Ein Oratorium gegen Hass und Gewalt
Ein Plädoyer für Offenheit und Toleranz

Das «Vokalensemble Luzern» mit Schweizer Erstaufführung

Das erste Projekt unter der Leitung von Pirmin Lang wird eine Schweizer Erstaufführung mit einer aktuellen Thematik sein, wobei Musik und Umsetzung mit leicht szenischer Anlage den Rahmen des Gewohnten verlassen. Die eigenständige Tonsprache des US-amerikanischen Komponisten, Chorleiters und Pianisten C. H. Johnson wird Aufführende und Zuhörende in seinen Bann ziehen.

Informationen zum Werk
Das Schicksal des jungen Matthew Shepard bewegt bis heute. Er hatte nichts Unrechtes getan, und doch wurde er gewaltsam aus seinem Leben gerissen. Allein seine homosexuelle Orientierung war Grund genug, ihn umzubringen.

Im Oktober 1998 wird Matthew Shepard, ein junger, schwuler Student an der Universität von Wyoming in Laramie, entführt, brutal geschlagen, an einen Zaun gefesselt und auf einem einsamen Feld unter einem Sternenhimmel dem Tod überlassen. Fast 20 Jahre später reagiert der Komponist Craig Hella Johnson mit einem abendfüllenden Oratorium, das 2016 im Bundesstaat Texas uraufgeführt wird.

Wort und Musik bilden ein Patchwork, das in dieser Art wohl nur in den USA entstehen kann: Texte von Hildegard von Bingen, Lesléa Newman, Michael Dennis Browne oder Rumi finden sich neben Passagen aus Matt’s Tagebuch, aus Interviews seiner Eltern und aus Zeitungsberichten. Ebenso eklektisch verfährt Johnson in musikalischer Hinsicht, indem er verschiedenster Stile in fast schon abenteuerlicher Art vereint.

Johnson erzählt die Geschichte von Matthew Shepard nach. Die Grundstruktur dieses Oratoriums ähnelt der von Bachs Passionsmusiken: Die hier gesprochen erzählte Story wird durch Chöre und Songs kommentiert und reflektiert. Stilistisch bedient sich Johnson dabei einer bunten Palette aus Jazz, Gospel, Country, Blues, gregorianischem Choral und Pop, die er mit Genres vom Barock bis zur klassischen Oper kreuzt. Hin und wieder zitiert er dabei auch bekannte Musiken. Direkt am Anfang erklingt das erste Präludium aus dem ersten Teil von Bachs «Wohltemperiertem Klavier». Die aufgebrachten «Kreuzige, kreuzige!»-Rufe im 9. Satz nehmen Bezug auf Bachs «Johannespassion». Im Epilog wird dann wieder das Präludium in das musikalische Geschehen eingebunden.

Nach der Uraufführung von «Considering Matthew Shepard» schreibt die Washington Post: «Es zeigt uns die Fähigkeit der Musik, Tragödien zu erfassen, zu verwandeln und zu überwinden. Mit ihrer kathartischen Kraft führt sie uns von Schrecken und Trauer zu einem höheren Verständnis des menschlichen Daseins und ermöglicht es uns, standzuhalten».

Das Werk hat sich mittlerweile in den USA etabliert. In Europa fand eine vielbeachtete Fernsehaufführung mit dem WDR-Rundfunkchor im Sommer 2022 statt.

Die Aufführungen durch das Vokalensemble Luzern dürften die ersten Aufführungen in der Schweiz sein. Es wäre dem Werk zu gönnen, dadurch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu werden. Die Thematik, Toleranz und Offenheit gegenüber diversen sexuellen Orientierungen zu fördern, scheint aktueller denn je zu sein.

Ausführende
Vokalensemble Luzern

Solisten
Carmela Konrad, Sopran
Livio Schmid, Tenor
Tom Muster, Bariton (Matthew)
Serafin Heusser, Bassbariton
Johanna Bisegger, Alt
Dorothea Frisch, Sopran
Vicky Papailiou, Mezzosopran
Daniel Fejzo, Bariton

Meinrad Furrer, Texte/Sprecher
Claudine Leyer, Szene

Instrumente
Marian Rosenfeld, Klavier
Anastasia Schmidlin, Klarinette
Eszter Major, Violine
Claudia Kienzler, Viola
Beni Santora, Cello
Simon Iten, Kontrabass
Philipp Leon Fankhauser, Gitarren
Raphael Christen, Schlagzeug

Pirmin Lang, Leitung