Urs Mattenberger, Luzerner Zeitung, 10.6.2024
Acht Konzerte ergaben am Wochenende eine Art Chorfestival, von dem wir in Luzern seit Jahren träumen. Es war freilich nicht so intendiert und ganz anders, als man es unter dieser Etikette erwarten würde. Denn seit der Entwicklung weg von grossen Oratorienchören hin zu kleineren Formationen wurde deren Programmierung individueller und bezieht neue Formate mit ein. Exemplarisch zeigten das jetzt das Vokalensemble Luzern, das am Freitag und Samstag im Maihof dreiteilig Jazz mit Klassik verband […].
Vokalensemble: Traumhaft vom Jazz zur Klassik
Dass damit eine Öffnung im Publikum einhergeht, wurde einem beim Betreten der Maihof-Kirche klar. Knapp die Hälfte des Raumes war freigeräumt für mehrmaliges geselliges Zusammentreffen und die Verpflegung an Apéro-Tischchen.
Weit mehr als musikalische Untermalung dazu war im Apéro-Konzert der Auftritt des Marc Hunziker Trios mit dem Saxofonisten Roland von Flüe. Mit unerschöpflich swingender und bluesiger Klangfantasie trieb Hunziker am Flügel Jazz-Standards virtuos auf die Spitze und zu grossen Bögen oder dialogisierte intim mit der Bassistin Laura Cesar. Jürg Voney trieb am Schlagzeug auch mal mit metalligen Latin-Grooves die lyrischen Linien des Saxofons an, die von Flüe später, im Chorkonzert, zu ekstatischer Schärfe und zum Mysterium ausweitete.
Das Chorkonzert wuchs, nach Verpflegungspause, mit Impressionen zum Thema «Beauty of the Night» natürlich aus diesem Auftakt heraus. Das von Pirmin Lang geleitete und inspirierte Vokalensemble Luzern bewies stilwendige Topqualität, indem es lupenreine Intonation in klassischen Stücken von Rameau bis Debussy mit rhythmischer Prägnanz im Jazz (mit der Jazz-Combo, hin- reissend «Blue Skies») verband. Auffällig war die Präsenz aller Register, die vom Sopran bis zu abgrundtiefen Bässen strahlende und kernige Akzente setzten. Genial unterliefen gängige Stilkategorien die instrumental improvisierten Zwischenspiele, die die Stücke wie nächtliche Traumsequenzen verbanden. Da passte auch das abschliessende Klavierrezital nahtlos hinein. Marian Rosenfeld beschwörte romantische Nachtstimmungen, die klangzauberisch (in Liszts «Les Cloches de Genève») ins Mysterium nächtlicher Stille hinüberglitten […].